Colette, vom enfant terrible zur Kultautorin

In Frankreich ist sie „notre Colette“, mit Preisen und Ehrungen überhäuft, als erste Frau mit einem Staatsbegräbnis geehrt, und selbstverständlich in den Verlagsolymp der Bibliothèque de la Pléiade aufgenommen. Zum ersten Mal in der Literatur erhalten junge Mädchen und Frauen in der Literatur eine Stimme, wird der männliche Held durch die Heldin ersetzt, die nun das Spiel bestimmt.

Ihr Leben selbst ist ein Roman: zunächst in der Schreibwerkstatt ihres sehr viel älteren Ehemanns alias „Willy“ ausgebeutet, wirft sie mit dem vierten Claudine-Band ihre Fesseln ab, kämpft um ihre Autorenrechte und ihren Namen und beginnt ein selbstbestimmtes Leben als Autorin, Journalistin, Variété-Künstlerin, Geschlechtergrenzen verschiebend, für jeden Tabubruch gut, immer die sinnliche Seite der Liebe betonend. „In ihr schlägt das menschlichste Herz der Literatur“ hatte schon der literarische Psychologe des Jahrhunderts, Marcel Proust, befunden.

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